Gewichtsschwankungen durch Temperaturunterschiede?

Wie sieht es bei dieser Wasge mit dem Einfluss von Temperaturschwankungen auf die Gewichtsangabe aus? Bei nahezu allen Grafiken die ich im Netz finden konnte (inkl bei meiner eigenen Waage eines amerikanischen Anbieters) konnte ich während der Wintermonate nachts (wenn es garantiert keinen Nektareintrag gibt und es auch nicht geregnet hat) einen von der Waage vermerkten Gewichtsanstieg feststellen. Dass das an der vom Holz aufgenommenen Feuchtigkeit aus der Luft liegt mag ich nicht so recht glauben. Ich vermute eher dass dies von den Gewichtssensoren durch die Temperatur Schwankung hervorgerufen wird. Wie ist Eure Erfahrung?

Wir haben den Temperaturdrift des HiveWatch Systems in der Klimakammer und einer konstant belasteten Waage (40kg Testgewicht) untersucht. Das Resultat ist in der untenstehenden Grafik dargestellt, wobei oben das Gewicht normiert auf 0 und darunter die gemessene Temperatur dargestellt ist. Die gemessene Abweichung bewegt sich im Bereich +/-50g was für einen derart grossen Temperaturbereich (10…45°C) aus unserer Sicht ein ausgezeichnetes Resultat ist.

Wie genau andere Systeme sind können wir natürlich nicht sagen.

In der Praxis sollten jetzt in der Nacht keine Gewichtszunahmen gemessen werden, da die Bienen den über den Tag eingetragenen Nektar prozessieren und auch der Eigenverbrauch massiv ist. Wir messen momentan Abnahmen für sehr kleine Völker ohne Eintrag von nahezu 0 und grosse Völker die eintragen gegen die 1 kg.

Ausser es regnet natürlich oder der Sprinkler geht im Garten an :wink:

Vielen Dank @silvio.ziegler für die ausführliche Antwort und die anschauliche Grafik…damit scheint Ihr Euch wohl von anderen zu unterscheiden!

@silvio.ziegler ich möchte jetzt doch nochmal auf die Grafik zurück kommen. Ich bin verwundert dass das Gewicht über die ganze Nacht zunimmt. Ich kann mit das wirklich nicht erklären weshalb nach Flugbetrieb das Gewicht um ca 400g (wenn ich das richtig lese: sowohl in der Nacht vom 6/7 als auch 7/8 ) steigt und erst am Morgen um 8:00 (vermutlich mit dem Beginn des Flugbetriebes) abnimmt

@beenovator Oben haben wir lediglich Abweichung von +/50g und es ist ein fixes Testgewicht installiert anstelle eines Bienenvolkes. Der Zusammenhang mit Tag/Nacht ist Zufall, da wir die Temperatur gerade im Tagesrythmus variiert haben.

Von dem her ist mir nicht ganz klar, woher die 400g kommen oder meintest Du 40g?

Danke @silvio.ziegler, da habe ich mich wohl mit einer 0 vertan - ja Du hast Recht, es sind nur ca 50g

Hallo zusammen,
ich habe seit Beginn dieser Woche zwei Waagen in Betrieb und freue mich schon auf die anfallenden Daten.
Mir ist aufgefallen, dass während eine der Waagen (schwarze Kurve) wunderschöne nachvollziehbare Messwerte liefert, die andere eine starke temperaturabhängige Drift zeigt.


Im Bild ist es Volk 2 (blaue Kurve). @silvio.ziegler zeigt in seiner Grafik oben eine Amplitude von ~100 g bei ~40 K Temperaturschwankung. Bei der Waage meines Volkes scheint es aber in die Richtung 300 g bei 15 K Schwankung zu gehen. Während das angezeigte Gewicht des schwarzen Volkes nachts immer weiter fällt, nimmt das des blauen Volkes stark zu.
Ich habe über verschiedene Zeiträume den Korrelationskoeffizienten zwischen dem „smooth weight“ des blauen Volkes und der Temperatur bestimmt und komme auf Werte zwischen -0,85 und -0,95; während beim schwarzen Volk |r| < 0,5.
Ist die Drift der Wägzelle ungewöhnlich groß oder gibt es andere Erklärungen?

Kann mir jemand erklären, warum die Kurven (Temp und Luftfeuchtigkeit) gelegentlich ab 23:00 h markante Änderungen vollführen? Danke im voraus!

Zur Info: Wir haben das Problem zusammen weitere analysiert und es hat sich herausgestelt, dass in der Tat die Wägezelle ausserhalb der Toleranz war und ersetzt werden musste.

Um Mitternacht werden jeweils die Wetterdaten für den kommenden Tag geladen. D.h. es handelt in dem Moment um Prognosewerte. Folgedessen sind die Wetterinformationen um 23:59 eine Voraussage über 24 Stunden wärend um 00:00 nahezu aktuelle Daten für die Prognose herangezogen werden können. Folgedessen gibt es zeitweise Sprünge um 00:00, falls die beiden Prognosen entsprechend weit auseinanderliegen.

Hintergundinfo: Viele Wetterstationen werden noch immer manuell abgelesen und an den Wetterdienst übermittelt, weshalb die Daten erst mit einer Verzögerung erhätlich sind und entsprechend mit Prognosen gearbeitet werden muss. Es kann sogar vorkommen, dass Wetterdaten bis zu 14 Tagen später noch aktualisiert werden. Aus diesem Grund laden wir nach 14 Tagen die effektiv gemessenen Werte nach und korrigieren diese in der Datenbank.

Besten Dank für die sehr prompte Reaktion!

Das habe ich noch nicht ganz verstanden: die Luftfeuchtigkeitskurve zeigt am 18.04. um 23:00 h 55 % an, um 0:00 h dann nur noch 28 % um kurz drauf wieder anzusteigen. Am 22.4. um 23:00 h 39 %, eine Stunde später 23 % und nochmals eine Stunde später 19 %. Bis 03:00 h konstanter Anstieg auf 23 %, um 05:00 h dann wieder 44 %?

Es gibt also mitten in der Nacht „Löcher“, die bis in die frühen Morgenstunden wieder ausgeglichen werden. Eine Korrektur der Prognose an den Ist-Wert um 0:00 h wäre für mich ja noch nachvollziehbar, die Korrektur wenige Stunden später jedoch nicht. Es hat den Anschein, als ob dazwischen Fehlmessungen bestehen; die Kurve ließe sich ohne dieses Loch fast konstant weiterzeichnen.

Bitte um nochmalige Prüfung (eilt nicht!). Danke!

Wir haben den Schverhalt nochmals geprüft und die Daten wurden effektv so vom Wetterdienst DarkSky an uns übermittelt. Inwiefern die Daten wirklich von den realen Begebenheiten abweichen ist schiwerig einzuschätzen: Wie man unten sieht ist um 23 Uhr auch ein Einbruch in der Temperatur zu sehen, weshalb in der Folge die relative Luftfeuchte ansteigen muss. Abgesehen von diesem Ausreisser folgt die Temperatur ziemlich gut der efektiv gemessenen Chip-Temperatur, weshalb wir von einem einmaligen Ausreisser in den online Wetterdaten ausgehen.

grafik

Ich wollte aus Neugier fragen: Wird der Temperaturausgleich nur vom Load-Sensor reguliert oder auch vom Software?

Nur soviel: Eine hochwertige Wägezelle hilft enorm. Dazu eine gescheite Signalaufbereitung und Verarbeitung und man hat für unsere Anwendung den Temperaturdrift unter Kontrolle.

Dem kann ich nur zustimmen, hab aus Interresse eine Waage die ich nicht benötigte im Bienenwaagen aufgestellt und mit ein bissl Gewicht darauf. Der Brutraumsensor war direkt an dier Wiegezelle montiert, keine direkte Sonneneinstrahlung oder Zugluft, nur Lufttemperatur veränderungen waren möglich.

Ergebnis:
Der Temperaturtrift kommt immer etwas verzögert bei der Zelle an (thermishe Trägheit), ist von den Absolutwerden jedoch absolut vernachlässigbar. Im realen Einsatz wird dieser Efekt von diversen anderen Faktoren überlagert und kommt im Normalfall nicht zum tragen…

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